Angesichts der aktuellen Debatte nach den Terroranschlägen von Paris und den Berichten über ein Treffen von Islamisten Rund um den Hassprediger Pierre Vogel am vergangenen Wochenende in Dietzenbach fordert der direkt gewählte Landtagsabgeordnete Hartmut Honka eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Begriff „Islam“. Denn anders als in den meisten anderen Religionen kenne der Islam keine fest organisierten Strukturen, so Hartmut Honka. Dies bedeute unter anderem auch, dass jeder Moslem das Recht und die Möglichkeit hat, den Koran für sich selbst auszulegen. Hartmut Honka: „Scheinbar einfache Aussagen, wie der von Altbundespräsident Christian Wulff stammenden und jüngst auch von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel wiederholte Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ treffen daher nicht zu. Sie sind zu pauschal und werden der Wirklichkeit nicht gerecht!“ Zu Ende gedacht würde diese Aussage bedeuten, dass auch die Islam-Auslegung von Fanatikern wie dem Hassprediger Pierre Vogel zu unserem Land gehören, kritisierte Hartmut Honka. Dabei habe dieser wohl nicht mehr mit Deutschland und der überwiegenden Mehrheit der hier lebenden Menschen gemein, wie den deutschen Pass.„Der Verzicht auf eine vernünftige Differenzierung wird in meinen Augen daher nur zu einem größeren Zulauf zu PEGIDA und ähnlichen, noch radikaleren Gruppierungen führen“, so Hartmut Honka weiter. Um eine weitere Radikalisierung auf allen Seiten erfolgreich zu verhindern, müssen sich seines Erachtens die deutsche Politik aber auch die Moscheegemeinschaften sowie die verschiedenen Islam-Verbände intensiver als bisher in die öffentliche Diskussion einschalten und sich dabei ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, ob einige Auslegungen, die im sogenannten Mainstream-Islam gegenwärtig vorherrschen, radikale Ideologien begünstigen. Daher greife auch die pauschale Aussage, der Islam gehöre zu Deutschland eindeutig zu kurz. Die Frage sei vielmehr, betonte der CDU-Politiker, welcher Islam gehört zu Deutschland und welcher nicht? Hartmut Honka: „Ein antiquiertes Frauenbild, die Ablehnung homosexueller Lebensgemeinschaften, die Pflege einer medialen Opferrolle, eine totale Verabsolutierung des eigenen Glaubens, das Verbot, einzelne religiöse Gebote zu hinterfragen, die Ablehnung neuer, zeitgemäßer Islamauslegungen, ein auf die Familie und die Autorität des Vaters zentriertes Erziehungsideal – das alles sind meiner Meinung nach Aspekte, die einer offenen Debatte bedürfen.“
Hartmut Honka begrüßt zudem ausdrücklich klare und deutliche Aussagen wie die des Leiters des Zentrums für Islamische Theologie und Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster, Mouhanad Khorchide. Dieser hatte im Focus vom 11. Januar 2015 gesagt: „Ich halte nichts von dem Satz Islam und Islamismus hätten nichts miteinander zu tun. Ich halte auch nichts von apologetischen Sätzen, wie wir sie nach den Anschlägen von Paris wieder gehört haben, diese Anschläge hätten mit dem Islam nichts zu tun. Denn die Extremisten berufen sich schließlich auf kein anderes Buch als auf den Koran. Es gibt innerhalb der islamischen Theologie eine Bandbreite an Positionen – von friedlichen, menschenfreundlichen bis hin zu menschenverachtenden, gewalttätigen Haltungen. Die eigentliche Frage ist, warum sich einige Menschen auf die humanen Aspekte der 1400-jährigen Ideen-Geschichte des Islam beziehen und andere auf die grausamen. Die andere Frage ist, wie wir die offenen, menschenfreundlichen Positionen stärken können. Es ist ein Verdrängungsmechanismus, zu behaupten, die Gewalt, die wir erleben, habe nichts mit dem Islam zu tun.”
Diese Aussage verdeutliche zudem genau wo das Problem liege, erklärte Hartmut Honka. Zu den unbestreitbaren Fakten gehört vor diesem Hintergrund, dass es in einigen islamischen Ländern bereits vor Jahren Frauen als Regiegungschefs gab und in anderen islamischen Ländern Frauen noch heute nicht allein Autofahren dürfen. Diese doch sehr unterschiedlichen Auslegungen des Islam müssten auch in der hierzulande geführten Diskussion über „den Islam“ berücksichtigt werden, machte Hartmut Honka deutlich. Der CDU-Politiker stimmt daher mit der früheren Islambeauftragten der SPD, Lale Akgün, überein die am 9. Januar 2015 gegenüber dem Deutschlandfunk gesagt hatte, das die Mehrheit der Muslime erst noch davon zu überzeugen sei, eine liberalere Auslegung des Koran vorzunehmen, statt der bis dato gängigen, eher konservativen Auslegungen nachzulaufen. Er halte vor diesem Hintergrund Studiengänge für islamische Theologie an deutschen Hochschulen für wichtig und notwendig zur Entwicklung eines modernen und aufgeklärten Euroislam, sagte Hartmut Honka. Auch müsse der Gesetzgeber überlegen, wie man mittelfristig erreichen könne, radikale Prediger aus den Moscheen in Deutschland fern zu halten. Gleichzeitig gelte es einer weiteren Radikalisierung junger Muslime durch eine Intensivierung der Präventions- und Aufklärungsarbeit zu begegnen.
Hartmut Honka: „Wenn das Zusammenleben in unserem Land auf Dauer funktionieren soll, dann ist es von größter Bedeutung, dass wir uns differenziert und nicht pauschal mit der Realität beschäftigen. Ich persönlich glaube, dass die absolute Mehrheit der in unserem Land lebenden Muslime friedliebend ist und die persönlichen und gesellschaftlichen Freiheiten unseres Landes wertschätzt. Daher sollten wir alles daran setzten diese Menschen zu unterstützen. Denn noch sind die liberalen Muslime eine kleine Minderheit und diese Minderheit muss größer werden. Dies bedeutet in meinen Augen, dass wir diesen Menschen helfen müssen, dass sie sich frei zu einem Euroislam bekennen können. Dazu brauchen wir daher neben einem innerislamischen Diskurs über ein moderates Islamverständnis vor allem Vorbilder, die einen modernen Islam verkörpern und Jugendlichen Orientierung geben. Wir benötigen eine in der Öffentlichkeit präsente Generation moderner Muslime! Dazu wiederum brauchen wir mehr Chancengleichheit für liberal denkende, offene Muslime und Muslimas! Dies ist ganz klar eine Aufgabe der hessischen und der deutschen Politik.“
Ziel müsse sein, ein Bündnis aus liberalen, weltoffenen Christen und Muslimen zu schmieden und fremdenfeindliche sowie islamistische Strömungen gesellschaftlich zu isolieren. „Nur so wird dauerhaft ein Miteinander der unterschiedlichsten Religionen sowie nicht gläubiger Atheisten auf Dauer funktioniert“, stellt Hartmut Honka abschließend fest. „Und nur so schaffen wir es langfristig sich längst verfestigte Urteile und Vorurteile in Bezug auf den Islam in der Mehrheitsgesellschaft abzubauen!“